Keyboarderforum by Musiker Lanze

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Gut und Günstig? J&D Stratocaster ST Vintage

Mr.Tyros

Extremer Schreiberling
Ja, ich bin der Typ Musiker der sagt: Wer billig kauft, kauft zwei mal.

Ich bin, was die Gitarre angeht, eigentlich der Les Paul-Fan, doch in letzter Zeit hab ich Bock auf Country und Blues. Eine gute Stratocaster kostet 500€ aufwärts und auch die günstigen Squier von Fender sind mir etwas zu teuer.

Der Music Store bietet mit seiner Hausmarke "Jack&Danny" (J&D) ebenso wie Thomann mit "Harley Benton" günstige Gitarren aus Fernost. Meine erste J&D-Paula war leider Grütze. Doch in Gitarren-Foren liest man, dass die Strat von J&D doch ganz gut seien sollen. Bei 111€ kann man nicht viel verkehrt machen und wenn sie totaler Schrott ist, dann geht sie eben Retour...

Kurz ein paar Fakten:
Die ST Vintage ist eine klassische Stratocaster. Diese Gitarren bauen auf der Fender Telecaster auf. Neben der Les Paul ist die Strat eine der am meisten verwendeten E-Gitarren und nicht zuletzt durch tausende Künstler extrem beliebt, bekannt und ihre Silhouette ist der Inbegriff einer E-Gitarre schlechthin, egal ob als Sticker, im Diner oder als LED-Bild...

Die J&D Strat besteht aus einem Erle-Korpus, einem geschraubten Ahorn-Hals (Canadian Rock Maple) sowie einem Palisander-Griffbrett mit Dot-Inlays und 22 Bünden. Auch wenn bei MS die Farbe als "blue" angegeben wird, erscheint es für mich eher wie ein türkis oder grün-blau:

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(Chaos BITTE ausblenden:haha:)

Der Lack ist hochglänzend und wirkt ein wenig wie Metallic. Das Pickguard, sowie die Pickups selbst sind in einem Vintage-Creme gehalten

Die ST Vintage wird, wie das große Vorbild, mit 3 Single-Coils bestückt. Diese Tonabnehmer, welche aus nur einer Spule bestehen, sind für ihren offenen, glockigen und leicht "plänkelnden" Ton bekannt und beliebt.
Ein Volumenregler für alle 3 Tonabnehmer sowie 2 Tone-Regler runden die Elektrik wie beim großen Vorbild von Fender ab.

Ebenfalls wie beim Vorbild: Die Kopfplatte mit 6L-Mechaniken, heißt: Alle Mechaniken liegen auf der Oberseite der Platte und sind nicht, wie bei einer SG oder LP, in 3L und 3R getrennt.
2 Saitenniederhalter sorgen dafür, dass die Saiten mit ausreichend Druck am Sattel anliegen. Sie bestehen nur aus dünnem Metall, ihre Langlebigkeit wird sich zeigen.
Ein vermutlich aufgedrucktes J&D-Logo runden die Kopfplatte ab.

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Der Hals besteht aus so genanntem "Canadian Rock Maple", also einem Ahorn-Holz mit Palisander-Griffbrett. Die Sattelbreite von 42,3mm ist ebenfalls am Vorbild angelehnt.
Im Vergleich zu einer Les Paul ist der Hals etwas dicker und "wulstiger", mir liegt er ein wenig besser in der Hand.

Wie für eine Strat üblich, ist ein Vintage-Style-Tremolo verbaut. Mit dem Tremolo-Hebel (oder Vibrato-Hebel) können die Saiten ein wenig "gebogen" werden und der Ton somit ähnlich eines Pitch-Bendings um einige Halbtöne verändert werden, bzw. ein "zittern" (=Tremolo) erzeugt werden, z.B. wie von den Shadows bekannt.
Sämtliche Hardware der ST Vintage stammt dabei von Trevor Wilkinson, der u.a. für die britische Gitarren-Schmiede Vintage arbeitet.
Die Verwendung der Wilkinson Hardware erweist sich als gute Wahl. Die Mechaniken sind stimmstabil, das Tremolo arbeitet verstimmungsfrei, das ist für so günstige Gitarren nicht üblich!
Übrigens:
Im Ur-Zustand sind die Federn des Tremolo fest angezogen, der Block bewegt sich also keinen Millimeter. Wer sein Tremolo also direkt festsetzen will, ohne auf Holzklotz oder BlackBox zurückzugreifen, kann durch festziehen der Halterung sehr gute Ergebnisse erzielen. Gerade Einsteiger, die diese Mechanik nicht brauchen, weil sie auch das Stimmen erschweren kann, werden ohne große Probleme das System deaktivieren können. Wer mehr möchte, hängt noch 2 Federn rein, dann ist das Teil definitiv fix!

Drei Single-Coil-Tonabnehmer, ebenfalls von Wilkinson, liefern den bekannten, hellen, schimmernden Ton, in Verbindung mit einem Verstärker (bei mir die Modulationsverstärker des XF) klingen sie für diese Preisklasse verboten gut! Die klassische 5-Wege Schaltung liefert dabei quasi 5 verschiedene Sounds, der Steg-Pickup liefert dabei klassisch mehr höhenreiche Töne und ist daher in Verbindung mit einem Chorus oder Delay-Effekt wie geschaffen für alle bekannten Rock-Songs der 50er und 60er, aber auch für Songs der Bee Gees oder The Shadows bestens geeignet.
Der Hals-Pickup liefert hingegen einen etwas dickeren, bass-lastigeren, Sound, während der mittlere Tonabnehmer ein Mittelding darstellt.

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Der Klang ist für diese Preisklasse nicht selbstverständlich! Man schimpft, dass J&D und Harley Benton aus derselben Fabrik stammen. Da ich allerdings ein paar HB´s in den Händen hielt und ihre Verarbeitung und Sounds bei weitem nicht an die ST Vintage herankommen, wage ich dieses Gerücht als "falsch" einzustufen.


Fazit:
Für 111€ kann man viel falsch machen, wenn die Gitarre totaler Murks ist.
Die ST Vintage hingegen kann in vielen Punkten wirklich glänzen. Die verwendete Hardware aus dem Hause Wilkinson arbeitet ohne Probleme und ist auf meiner Vintage Les Paul seit 2 Jahren ohne Probleme im Einsatz, daher wage ich zu behaupten, dass es bei der ST Vintage nicht anders ist. Der Sound ist für diese Preisklasse richtig gut und überzeugt sofort, wer lieber andere Pickups einbauen möchte, sollte sich das Tex-Mex-Pack von Fender ansehen, für meine Ansprüche reichen die Wilkinson-Pickups aus.

Von Werk an ist die Gitarre gut eingestellt, lediglich die Halskrümmung musste ich ein wenig anpassen, danach ist die Saitenlage gut.
Übrigens: Out of the Box sind bereits USA-Saiten aufgezogen, ob Ernie Ball oder D´Addario kann ich nicht sagen, sie klingen auch jeden Fall gut und müssten nicht gleich runter.

Für Einsteiger oder alle, die eine gute 2. Gitarre suchen, ist die ST Vintage eine gute Wahl. Für den Preis kann man nicht viel erwarten, aber meine Erwartungen sind übertroffen worden.

Einzig und allein ein paar Plastik-Reste vom Fräsen am Pickguard, sowie ein etwas schlecht verlötetes Erdungskabel sind nennenswerte, negative Punkte.
Allerdings nichts, was man nicht in wenigen Minuten selbst beheben kann. Für 111€ kann man seinen Lötkolben für 2 Minuten anschmeißen :zwinker:

+ Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Wilkinson Hardware und Pickups
+ Verstimmungsfreies Tremolo
+ USA-Saiten mit gutem Klang aufgezogen
+ klassischer Strat-Sound für kleines Geld
+ gute Verarbeitung, keine scharfen Bünde oder so
+ gut ausbalanciert
+ Tremolo mit Standard-Mitteln fixierbar

- Saiten-Niederhalter etwas dünn
- kleine Fräs-Rest am Pickguard (einfach abziehen)
- Erdungskabel am Tremolo-Block etwas schwammig gelötet.
 
Was sehen meine enzündeten Augen? ... Bilder :haha: ... na bitte...geht doch. :lächel:
Danke mal wieder für Deinen neuerlichen Testbericht. Sind zwar nich so sehr viele Gitarrenquäler hier im Forum, aber einige wird es sicher interessieren.
Is eh immer wieder erstaunlich was man heutzutage doch auch für nur ein paar Öcken an guten und brauchbaren Instrumenten bekommen kann.
Ich hatte auch mal 'ne 12string von Harley Benton und die war echt nicht die Schlechteste.

Gesendet von meinem iPad
 
Dankeschön :lächel:

Es kommt immer darauf an, was man damit machen möchte :zwinker:
Wer überlegt, eine Stratocaster als Haupt-Klampfe zu nehmen, wird wohl eher direkt bei Squier oder Fender schauen, aber wer hier und da mal was spielen will, ist mit der ST Vintage echt gut bedient :lächel:
 
So, heute kommen wir mal zur Königsdisziplin eines jeden Gitarristen mit Vibrato-System: Das Aufziehen neuer Saiten

Ja, heute hat es die G-Saite erwischt:haha: Ich spielte bis heute den werksseitig aufgezogenen Saitensatz, von dem ich mittlerweile überzeugt bin, dass es sich um D´Addario (Planet Waves) handelt, denn die neuen Ernie-Ball-Saiten klingen etwas dunkler, Original Fender-Saiten schließe ich aus, denn das würde keinen Sinn ergeben:haha:)

Ich bin ehrlich: Ich habe mich immer davor gegrault, einem Tremolo-System neue Saiten zu verpassen, da dieses gerne aufgrund der Federspannung unzähliges Nachstimmen erfordert, hat man beim hohen E aufgehört, darf man von vorn loslegen, bis der ganze Laden endlich steht, bedarf es also mehrere Vorgänge

Daher ein Tipp: Immer nur EINE Saite zur Zeit auswechseln. Alte Saite abknipsen, neue Saite draufziehen, nächste Seite... Durch die verbleibenden 5 Saiten ist immer ausreichend Gegendruck auf der Feder. Würde man alle 6 Saiten auf einmal erneuern, so würde jede neue Saite, jedes Stimmen einer Saite und jedes Nachstimmen neuen Druck ausüben, sodass es bis zu 15 Stimmvorgänge bedarf, bis es endlich nicht mehr verstimmt!

Das Vintage-Style Tremolo gehört zu den einfachsten, wenn es um das Neubesaiten geht. Alte Saite entspannen (sonst fliegt einem der Mist um die Ohren!!!), abknipsen, neue Saite von hinten durch den Tremoloblock führen ( wer mag, entfernt die Abdeckung), dann wie gewohnt über das Griffbrett ziehen und mit der Mechanik aufwickeln.
Wer seine Saitenlage anhand der Böckchen am Tremolo einstellen möchte, sollte dies immer mit entspannter Saite tun!

Auch wenn viele es für "grob" halten, ziehe ich die Saite, nachdem sie locker auf der Mechanik sitzt (aber sich nicht mehr lösen kann), vom Griffbrett weg, dass etwa zwei übereinanderliegende Hände darunterpassen, durch dieses Vordehnen nimmt man der Saite Elastizität, was später beim Stimmen für schnellere Erfolge sorgt. :lächel:

Die ST Vintage verfügt über gut übersetzte Mechaniken, sodass eine Drehung nicht gleich mehrere Halbtöne auf einmal verstimmt. So ist es spielend einfach, die richtige Stimmung zu finden.
Zudem ist es gerade bei der kritischen hohen E-Saite relativ ungefährlich, neigt die Saite doch gerne zum reißen, dreht man zu schnell zu fest :zwinker:

Ich war (weil ich alle Saiten einzeln getauscht hab) nach einer halben Stunde fertig, 3x gestimmt und die Stimmung saß!

Natürlich muss man das gesamte System neu einstellen, wenn man z.B. stärkere Saiten aufzieht. Meist muss die Federspannung erhöht werden, damit das Tremolo mit dem stärkeren Zug der Saiten klar kommt. Aber dies sind Sachen, die man in wenigen Minuten selbst hinbekommen sollte :lächel:
 
Danke, hast Du sehr gut beschrieben, ich habe nie so darüber nach gedacht, aber die 12 Seitige neu zu bespannen, ist eh auch der blanke Horror - bis die Stimmung erst mal einigermaßen steht.
Aber meine alte Regel immer nur jede 3.Auszutauschen war schon ohne tolle Stimm App (Tune Up) für mich wichtig ... die nächsten Seiten erst nach 2 Tagen, wenn die ersten schon die Stimmung angenommen haben. Usw.
Aber es ist und bleibt "Arbeit" - die einfach immer mal sein muß...

Da fällt mir doch was ein ... horror - die 12 Seitige braucht endlich neue Seiten.

SChönen Abend und fleißiges Gitarrestimmen
Uta
 
Auch bei einer 12Saiter würde ich wenn, dann nur eine einzige Saite tauschen. Das dauert zwar länger, nimmt der gesamten Gitarre aber nicht die komplette Zugspannugn der Saiten, ergo ist das nachstimmen, was durch in sich verstimmende Saiten provoziert wird, wesentlich geringer.

Es ist zwar immer noch eine unangenehme Aufgabe, insbesondere, wenn das Stimmgerät (ich verwende den GuitarTuner, den ich hier vorgestellt habe) nur 6 Saiten erkennt und kein chromatisches Stimmgerät hat.
 
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